Geschichte von Strauch

Auf dem Höhenzug zwischen Rur und Kall nordöstlich von Simmerath, auf der Abdachung zum Kalltal, entstand, noch innerhalb des Siedlungskerns des Feldgeleits bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts, eine Rodung Rollesbroich. Durch ständigen Fortgang der Rodung wurden spätestens seit der Mitte des 14. Jahrhunderts die Teile Ober- und Niederrollesbroich unterschieden (a. 1361 Oeuerrolesbroich, a. 1369 Ouerrollesbroech, a. 1361 Nederrolesbroich, a. 1369  Nederrollesbroch). Beide setzen sich in den heutigen Dörfern Strauch und Rollesbroich fort. In amtlichen Texten galt die Unterscheidung in Ober- bzw. Niederrollesbroich bis etwa in die Mitte des 17. Jahrhunderts. In den Steuerlisten des Amtes Monjoye von 1551 ist unter Oberrollesbroich u.a. der smytt am struch ‚der Schmied am Strauch‘ genannt. Dieses offenbar auffällige Kennzeichen seines Wohnplatzes hat den Namenwechsel zu Strauch eingeleitet, der sich auch im amtlichen Gebrauch in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts durchgesetzt hat. Ein Verzeichnis der Täufer im Amt von 1597/98 nennt u.a. Merg, Clemens dochter zu Oberrollesbroich am Strauch. Auf dem Gebiet von Strauch dürften mehrere Rodungskerne bestanden haben, die nach und nach zu einem Dorf zusammengewachsen sind; die genannte Liste von 1551 nennt z.B. auch den Thonis am Steckelborn, dessen Wohnplatz zum heutigen Dorf Steckenborn zählt. Das Dorf war im Mittelalter zur Bannmühle im Kalltal gezwungen.

Durch Strauch verläuft, von Simmerath kommend, die Wegeverbindung aus dem Monschauer Land durch den Buhlert über Schmidt nach Nideggen (heute L 246), wobei der letztgenannte Abschnitt schon 1777 ausgebaut worden ist.

Die seit den 40er Jahren des 16. Jahrhunderts im Amt Monjoye auftretenden Täufer hielten sich vorzugsweise im östlichen Bereich des „unteren Kirchspiels“ Simmerath auf. Im Gegensatz jedoch zu Orten wie Kesternich oder Dedenborn sind a. 1597/98 für Strauch nur zwei geflohene Personen registriert. Die Lage Strauchs innerhalb des Feldgeleits mit Zehntpflicht zum Marienstift Aachen verweist darauf, dass ursprünglich Konzen die zuständige Pfarrkirche gewesen ist, die in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts durch die Gründung des „unteren Kirchspiels“ und der Pfarrkirche Simmerath abgelöst worden ist. Ein Kirchenbau (1846-1850) und die Einrichtung eines Rektorates (1855) waren erste Schritte zur Lösung aus der Pfarre Simmerath; formelle Pfarrerhebung 1908. Ein Kirchenneubau folgte 1921-23 (Weihe 1928, St. Matthias), der durch Sprengung des Turmes durch deutsches Militär im September 1944 weitgehend zerstört wurde. Wiederaufbau 1950/51, Weihe 25.10.1951.

Nach einer ersten preußischen Klassifizierung 1816 als Gemeinde gehörte Strauch nach der Kommunalordnung von 1851 mit Steckenborn, Hechelscheidt und Held zur Samtgemeinde /Bürgermeisterei Kesternich und kam zuletzt mit dem Amt Kesternich von 1936 zur Gemeinde Simmerath (1972).

Nachdem Ende September 1944 der amerikanische Vormarsch am Westwall weitgehend zum Stehen gekommen war, geriet Strauch wie andere Dörfer östlich des Westwalls auf der Hochebene nördlich der Rur für Monate in das unmittelbare Frontgeschehen und wurde weitgehend zerstört. In den ersten Oktobertagen verließen bis auf eine Familie die Einwohner den Ort, der am 05. Februar 1945 von amerikanischen Einheiten eingenommen wurde.

Im gleichen Zeitrahmen wie in einigen anderen Dörfern des Monschauer Landes auch taten sich 1896 Landwirte aus Strauch und Steckenborn zu einer Molkereigenossenschaft zusammen (Betriebseröffnung 1897). 1940 erfolgte die Fusion mit der Genossenschaft Simmerath. Nach den Kriegszerstörungen eröffnete zuerst 1946 der Betrieb in Strauch, doch wurde nach der Wiedereröffnung der Molkerei Simmerath im Jahr 1951 der Betrieb in Strauch geschlossen; Abriß 1974.

Literatur: W. Schmidt, F. Bremen, C. Schmitz, R. Aley, W. Johnen (Bearb.)., Chronik von Strauch/Eifel,  anlässlich der 650-Jahr-Feier September 2011, Strauch 2011; Th. Schreiber: Kesternich, Steckenborn und Strauch im Spiegel amtlicher topographischer Karten, ML 29 (2001) S. 65-81

Ortsbild

Ortsbild, Landschaft um den Ort                                  

von Bruno Löhrer, 

erschienen in „Straucher Geschichte – Straucher Geschichten“                           

Aus der ältesten vorliegenden Karte über die erste Vermessung des Rheinlandes, der

Tranchot-Karte ( 1803 – 1820 ), ergibt sich, dass zu dieser Zeit in Strauch ca. 65 Häuser vorhanden waren. Die heutigen Straßen Monschauer, Kesternicher, Garten-, Kölner und Steckenborner Straße sowie andeutungsweise die Straße Auf der Hof sind in ihrer heutigen Lage nachgewiesen. Außerhalb der heutigen Ortslage sind Häuser am „Laieweg“ im Bereich „Birken“ und „Auf dem Kopp“ dargestellt. Eine Anhäufung von Häusern im Ort ist zwischen Molkerei und heutiger Gaststätte „Zur Post“ und im Bereich der Kreuzung Kesternicher Straße / Steckenborner Straße / Gartenstraße erkennbar. Eine sehr lockere Bebauung war zwischen Gaststätte „Zur Post“ und der Kreuzung Kölner Straße/Auf der Hof-In den Kuhlen vorhanden. So sind an der Kölner Straße zwischen der heutigen Kirche und der Einmündung Auf der Hof nur 9 Häuser beidseitig der Straße nachgewiesen. An der Einmündung Auf der Hof befand sich ein großer Platz. Zu den heutigen Häuserstandorten erkennbar identische Häuserstandorte waren z.B. die Häuser Bernhard Strauch, K.H. Rönnig, Heinz Nellessen, Meyer, F.J. Braun, Feder, Kreuzchen, Gregor Braun, Puhl, Günther Braun, Heinz-Josef Breuer, Gregor Breuer.Im Bereich außerhalb des Ortes fällt auf, dass in weitem Bereich in der Feldlage die Nutzungsbezeichnung „Br“ (Heide) nachgewiesen ist. Die Straßenverbindungen von Strauch nach Schmidt, Steckenborn, Kesternich und Simmerath waren in der heutigen Lage (als Wege) bereits vorhanden. Außerdem ist der „Laieweg“ bereits nachgewiesen. Insgesamt gab es einige wenige Wege in der Feldlage zwischen Strauch und Steckenborn, während im Feld zwischen Strauch und Rollesbroich nur ein Weg, beginnend beim heutigen Haus Ahlfeld in Lage des heute dort vorhandenen Weges bis zum Weg, der heute beim Haus Paul-Heinz Strauch abgeht, und dort auf dieser Wegetrasse abknickend nach Rollesbroich. Erstaunlich ist, dass lediglich im Bereich „Buhlichbich“ ein einigermaßen systematisches Wegenetz vorhanden war.

Die Karte über die Preußische Landesaufnahme von 1893 weist aus, dass sich in der Zwischenzeit der Bestand an Häusern in Strauch nicht wesentlich verändert hatte. In dieser Karte kann man ca. 70 Häuser in Strauch zählen. Erstmals ist jedoch ein Haus am Zäunchen nachgewiesen. Auf der Hof ist in Lage des heutigen Dreiecks ein großer freier Platz dargestellt.

Außerhalb des Ortes fällt in der direkten Umgebung eine enge Heckenkammerung, vergleichbar mit dem heute noch existierenden Heckensystem bei Eicherscheid, auf. Die weitere Feldlage ist als freie Fläche dargestellt, ohne Hecken, Zäune und – fast – ohne Wege. Neben den vorstehend erwähnten Straßen (Wegen) zu den Nachbarorten ist auch erstmals die Straße vom Zäunchen nach Steckenborn dargestellt. Ansonsten existierten im Feld zwischen Strauch und Steckenborn keine Wege. In Richtung Kesternich ist der Weg bei Adolf Stollenwerk bis zum Leichenweg nachgewiesen. Zwischen Strauch und Rollesbroich ist neben dem vorstehend beschriebenen Weg bei Ahlfeld erstmalig der Mühlenweg dargestellt. Weiterhin waren bereits der Hofer Weg, die Weißenborner Gasse bis zum Weg Am Zäunchen und der Hohlweg bei Sophia Nießen bis zur Weißenborner Gasse vorhanden. Außerdem sind einige kleinere Wege von der Dorfstraße Richtung Feldlage nachgewiesen, die aber nach ca. 300 m im Feld enden.

Auf der noch heute im damaligen Blattschnitt existierenden Topographischen Karte 1:25.000 (Messtischblatt) ist Strauch am Blattrand auf zwei Blättern (Blätter Roetgen und Nideggen) nachgewiesen. Die nächste zur Auswertung vorliegende Karte hat für das Blatt Nideggen den Stand von 1910, für das Blatt Roetgen den Stand von 1930. Am Außenbereich und dem Wegenetz hatte sich in der Zwischenzeit nichts geändert. Im Ort fällt eine stärkere Bebauung der Monschauer Straße und der Kölner Straße auf (Stand 1910). Trotzdem sind nur 6 Häuser rechts der Kölner Straße (Seite Richtung Steckenborn) zwischen Kirche und Hof nachgewiesen. Zwei Häuser sind erkennbar im Bereich des heutigen Hauses Feder. Erstmals ist an der Monschauer Straße die Molkerei (Stand 1930) eingetragen. Die Kesternicher Straße war oberhalb der Kreuzung mit der Steckenborner Straße Richtung Kesternich mit Ausnahme des Hauses Am Kreuzchen noch nicht bebaut (1910).

Im Bereich Hinter dem Zäunchen/Stöck links der Strasse Richtung Schmidt ist, wie in den früheren Karten, bis zu einer Linie von der ersten Rechtskurve der Straße nach Schmidt hinter dem Zäunchen bis zum heute noch erkennbaren Steinbruch oberhalb des Weges am Zäunchen Wald nachgewiesen.

In der Topographischen Karte 1: 25.000 von 1954 ist das Ergebnis der Umlegung in Strauch nachgewiesen. Diese Umlegung (heutiger Name: Flurbereinigung) umfasste die gesamte Gemarkung Strauch einschließlich der Ortslage. Das Ergebnis der Neuplanung wurde vom Kulturamt Aachen den Grundstückseigentümern 1935 bekanntgegeben. Danach erfolgte die Einweisung auf die neu zugeschnittenen Grundstücke, die Befestigung der neuausgewiesenen Wege (in der Regel durch die Eigentümergemeinschaft selbst im Hand- und Spanndienst) und auch die Rodung einzelner Bewirtschaftungshindernisse, wie z.B. Hecken in der Feldlage. Das vorliegende Eigentümerverzeichnis der Umlegung unfaßt 261 Eigentumsverhältnisse. Die Eigentümer aus Strauch sind mit der alten Hausnummerierung angegeben, die höchste Hausnummer hatte das Haus Am Zäunchen mit der Nummer 88. Auffällig sind die schon damals verwendeten viele „a-,b- und sogar c“-Nummern, die auf eine rege Bautätigkeit seit Einführung der Nummerierung hinweisen.

In der Karte sind ca. 95 Häuser in Strauch erkennbar. Als Ergebnis der Umlegung ist das heute noch vorhandene Wegenetz im Feld dargestellt. Auffällig sind die vielen neuen Ortsausgangswege in die Feldlage ( die heutigen Straßen bzw. Wege Amselweg, In den Kuhlen, Weg bei Alois Schneider, Sonnenstraße, Weg am Sportplatz von der Steckenborner Straße bis zur Straße Zäunchen-Steckenborn, Weg bei Wilfried Breuer Richtung Leichenweg, Dörnchensweg, Hölzkaul, Verbindung Amselweg-Auf der Hof, Weg bei Gaststätte Zur Post, Friedhofsweg Richtung Rollesbroich, Weg bei Paul-Heinz Strauch bis zu dem bereits in der Tranchot-Karte nachgewiesenen Weg nach Rollesbroich u.a.).

Eine Neubebauung war am Amselweg (Löhrer, Stollenwerk), am Dörnchensweg (Robert Breuer) und am Weidenbruch entstanden. Die Gartenstraße wird durchgehend bebaut nachgewiesen.

In der Feldlage sind gegenüber dem Zustand vor der Umlegung wesentlich weniger Hecken dargestellt. Die beim Neuzuschnitt der Grundstücke bei der Bewirtschaftung störenden Hecken wurden in der Regel gerodet. Allerdings ist schon in dieser Karte wie auch heute noch in der Örtlichkeit erkennbar, dass nicht alle Hecken, die nicht mehr mit den ausgewiesenen Grenzen identisch waren, gerodet wurden (so z.B. im Bereich des Weges unterhalb der Gaststätte Zur Post ), so dass nunmehr diese alten Hecken mitten in den landwirtschaftlichen Flächen stehen. Da in Rollesbroich und Steckenborn die Umlegungen erst später durchgeführt wurden, endeten die in Richtung Rollesbroich und Steckenborn ausgewiesenen neuen Wege in der Regel an der Gemarkungsgrenze. Die Eintragung des Waldes im Bereich Buhlichbich/Stöck weist nach, dass die Waldgrenze dem heutigen Zustand entspricht, so dass zwischenzeitlich dort erhebliche Waldflächen gerodet wurden.

Die Topographische Karte 1:25.000 aus dem Jahr 1970/71 weist ca. 125 Häuser in Strauch nach. An der Sonnenstraße ist die neue Schule eingetragen, ebenfalls das Haus Bernhard Lutterbach. An der Kesternicher Straße oberhalb der Kreuzung sind auf der linken Seite zwei neue Häuser eingetragen (Zöll und Frings), an der Straße Hölzkaul ist neben dem bereits früher vorhandenen Haus Günther Braun eine erste Bebauung erkennbar (Kurt Breuer), im Dörnchensweg wurden drei weitere Gebäude nachgewiesen (Ulrich Breuer, Hallmann, Halle Stephan Koll) und der Friedhof ist in der heutigen Lage vorhanden.

Im Außenbereich werden die gesamten Flächen als „Grünland“ dargestellt. Die Wegeverbindungen nach Rollesbroich und Steckenborn sind infolge der dortigen Flurbereinigungen in der heutigen Lage durchgehend eingetragen.